Jill – Epileptischer Anfall?

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Jill – was hast Du?

«Ein epileptischer Anfall? Wir konnten nur vermuten, was sich etwa eine Minute lang vor uns abspielte. Gesehen hatten wir so etwas nie

 

„Als habe sie ein Blitz getroffen, sprang Jill vom Sofa, auf dem sich an diesem Abend im Oktober 2019 unsere kleine Familie versammelt hatte. Sekunden später lag sie vor uns. Von Sinnen, steif strampelnde Glieder, aufgerissene Augen, Speichelfluss, ein Schwall Urin ergoss sich über das Parkett. Ein epileptischer Anfall? Wir konnten nur vermuten, was sich etwa eine Minute lang vor uns abspielte. Gesehen hatten wir so etwas nie.

Die Anfälle wiederholten sich. Nicht jeden Abend, aber regelmässig.

Eine MRT offenbarte den Tumor im Gehirn. Mit dieser Diagnose kam die Prognose, ein Todesurteil: „Jill wird Weihnachten nicht erleben.“ Das war im November 2019.

Endet hier unsere gemeinsame Geschichte, Jill?

Wir wollten Jill nicht verlieren. Wie für uns galt das für ihre kleine Schwester und beste Freundin Emma, eine nervöse Natur, die stets zwischen Angsthase und Draufgänger pendelt. Jill ist Emmas Anker, sie hilft ihr, die Mitte zu finden, welche Aufregung das Hundeleben Emma auch bescheren mag. Emma ohne Jill? Kaum vorstellbar.

Über dem Wunsch, Jill nicht zu verlieren, stand der Vorsatz, sie niemals leiden zu lassen.

Eine Behandlungstortur mit ungewissen Ausgang würde keine Option sein, das stand fest, als wir nach einem tränenreichen Tag begannen, einen Weg zu suchen, den Kampf gegen den Teufel in ihrem Schädel aufzunehmen.

Gäbe es so einen Weg, wir würden ihn schnell finden müssen. Fünf Wochen bis Weihnachten. Dieses Interview mit Professorin Carla Rohrer Bley sprach uns mehr an als alles andere, die wir gefunden hatten.

Eine Strahlentherapie also?

Zwei ausführlichen Telefonaten folgte sogleich eine Präsentation der potenziellen Patientin in Zürich. Dann die Behandlung. Zehn Sitzungen Strahlentherapie, verteilt über zwei Wochen jeweils montags bis freitags, dazwischen zwei Tage Pause. Abfahrt jeden Morgen um halb sieben.

Am sechsten Morgen um halb sieben fanden wir Jill vor der Garagentür. Sie wartete auf ihren Chauffeur, der sie wie üblich nach Zürich zur Behandlung fahren sollte. So gebärdet sich kein Hund, dem eine Belastung aufgebürdet wird, eine Tortur gar.

Diese Zeilen entstehen Mitte April 2020, getragen von Dankbarkeit für die individuelle Zuwendung und Empathie, die wir erfahren haben. Getragen auch vom Respekt für die Kompetenz in der Sache, die wir seit den ersten Telefonaten mit Carla Rohrer Bley erlebt haben.

Jill lebt, es geht ihr gut.

Wie es in ihrem Schädel aussieht, wie die Perspektive ist, wissen wir nicht, das sehen wir erst im Mai. Von Beginn an war klar, dass wir ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Bonus guter Lebenszeit schenken würden, aber es war auch klar, dass niemand vorab sagen kann, wie groß dieser Bonus wird. Vielleicht Monate, vielleicht Jahre. Eines wissen wir nach unseren Erfahrungen der vergangenen Monate bestimmt: Das modernste Strahlengerät der Welt sollte in Zürich stehen. Dort wäre es in den besten Händen.

 

Diagnose Hirntumor:

Die Diagnose eines Hirntumors ist jedes Mal erneut eindrücklich. Das Gehirn als unsere oberste Steuerungszentrale wird durch einen Tumor verändert, mit möglichen Folgen auf den gesamten Organismus. Nebst Einfluss auf Verhalten, Körperhaltung und Hormonhaushalt können Hirntumoren verschiedene weitere Körperfunktionen beeinflussen. In Jills Fall waren es die sich häufenden epileptischen Anfälle, die auf einen Hirntumor hinwiesen. Zwar sind epileptische Anfälle nur Symptome, die von verschiedenen Krankheiten oder Veränderungen herrühren können. Bei Tieren über 5 Jahren ist ein Tumor als Ursache allerdings umso wahrscheinlicher, wenn zuvor nie Anfälle gezeigt wurden.

 

Wann treten epileptische Anfälle auf?

Epileptische Anfälle treten meist dann auf, wenn das Vorderhirn betroffen ist. Die Anfälle sind nicht nur vorübergehend schlimm, indem sie den Hundekörper im jeweiligen Moment stark schwächen, sondern auch längerfristig, da das Gehirngewebe mit jedem weiteren Anfall fortschreitend geschädigt wird. Zudem reduzieren Anfälle die Lebensqualität des Tieres und schränken mitunter auch das Leben der Besitzer ein.

 

Ist ein Hirntumor bei Hund, Katze oder Mensch gleich?

Hirntumoren beim Hund unterscheiden sich von jenen der Katze und des Menschen: Sie wachsen häufiger invasiv und können dadurch schlecht chirurgisch entfernt werden.

 

Behandlung Strahlentherapie

Hier kommt die Strahlentherapie ins Spiel: An zehn Tagen innerhalb von zwei Wochen werden die Patienten ambulant behandelt. Hirntumorpatienten verbessern sich in ihren neurologischen Problemen meist schon während bzw. gegen Ende der zweiten Woche.

Dies war auch bei Patientin Jill der Fall: Seit Ende der Behandlung mit Strahlentherapie und Medikamenten (Antiepileptika und vorübergehender Kortisontherapie) hat Jill keinen weiteren Anfall mehr gezeigt.

 

 

SingingforHelp

Story von: Jill’s Familie & Chris Staudinger, Tierarzt Team Radio-Onkologie

 

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